Merkels Raute

Kleine Gesten - grosse Wirkung

Die Finger zur Raute zusammenpressen. Angela Merkels Gestik fällt auf. Was ihr ursprünglich als Mittel zur Stabilisierung ihres Körpers gedient hat, ist längst zur inhaltsleeren Körpersprache erstarrt.

Gesten sagen oft mehr als tausend Worte: Ein Schmunzeln, eine Handbewegung, ein Aufatmen, das Kinn hervorstrecken, ein Zwinkern. Setzen Sie die Körpersprache gezielt ein. Sie können damit viel erreichen. Mimik und Gestik sind wichtige Kommunikationsinstrumente.

Der italienische Premier Matteo Renzi hielt während seines ersten Auftritts im ehrwürdigen italienischen Senat immer wieder die Hände in den Hosentaschen. „Ist das eine Verletzung des Protokolls?“ fragte die Zeitung „La Nazione“. Renzi machte deutlich: Ich halte gar nichts vom Senat, deshalb schaffe ich ihn ab.

Magnus Carlsen, der norwegische Schachweltmeister, gähnte während den Partien immer wieder und trieb den Gegner damit zur Weissglut. Die Botschaft: „Dich mache ich auch im Schlaf fertig“. Und das machte er.

Lehrbücher erinnern immer wieder an altbekannte No go’s.

  • Verschränkte Arme bedeutet: „Ich fühle mich bedroht“.
  • Verschränkte Beine heisst: „Ich fühle mich unsicher“.
  • Wer sich ständig die Haare aus dem Gesicht streicht, wirkt nervös.
  • Wer ständig seine Krawatte richtet oder an seiner Kleidung zupft signalisiert: „Ich bin unsicher, verlegen“.
  • Die Finger am Mund: „Ich bin unsicher“.
  • Wer in einer Sitzung die Tischplatte anstarrt: „Ich bin unsicher, was soll ich jetzt machen?“
  • Verschränkte Arme hinter Nacken: „Ich möchte ein Pfau sein, bin aber keiner. Wieso nimmt mich niemand ernst?“.
  • Sich im Stuhl zurücklehnen: „Das interessiert mich alles nicht“.
  • Den Kopf mit den Händen abstützen. „Ich langweile mich“.

Diese simplen Deutungen mögen ab und zu richtig sein. Doch Vorsicht vor Fehlinterpretationen! Jemand, der sich im Stuhl zurücklehnt, holt vielleicht nur wirkungsvoll Anlauf für die nächste Attacke. Und manchmal ist jemand, der die Arme verschränkt, gar nicht unsicher. Er fühlt sich einfach nur bequem so.

Wichtig ist, dass man bei der Beurteilung der nonverbalen Kommunikation nicht nur auf ein einziges Merkmal achtet, sondern auf mehrere.

Machen Sie einmal einen Selbst-Check: lassen Sie sich filmen wenn Sie reden. Schauen Sie sich beim Sprechen zu. Welche Gesten setzen Sie ein? Zu viele, zu wenige? Störende? Akzentuieren Sie das Gesagte mit natürlicher Gestik und Mimik? Könnten Sie da zulegen?

Ihr Auftritt hängt wesentlich von Ihrer Körpersprache ab. Mit Hilfe einer ausdrucksstarken Körpersprache kann der Inhalt besser transportiert werden. Das Publikum hört Ihnen aufmerksamer zu.

(Beatrice Müller, "Gut gebrüllt, Löwe!" Auftreten, überzeugen, sich durchsetzen. Orell Füssli Verlag, CHF 29.90. ISBN 978-3-280-05596-0)